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Bücher, die bewegen: Schicksale von Dresden bis Israel

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Buchautorin
Marion Welsch
Telefon:03 32 03/7 12 87
Website:www.marion-welsch.de
Foto von Marion Welsch, Buchautorin, Kleinmachnow

Der Wahrheit auf der Spur

Stand: November 2022

Frauen, die bewegen, dafür ist Kleinmachnow bekannt. Von hier aus gibt es sogar Verbindungen zu einer Wegbereiterin der akademischen Frauenbewegung.

Dabei geht es um Margarete Junge. Sie war die erste Frau, die damals aufsehenerregend eine Anstellung an der Kunstgewerbeschule in Dresden bekam. Das war 1907. Sie hatte zuvor 1902 an der Internationalen Kunstgewerbeausstellung in Turin teilnehmen können. Zwei Jahre später vertrat sie Sachsen auf der Weltausstellung in St. Louis. 1915 wurde sie zur ersten Professorin in Deutschland berufen. Die Nazis vertrieben sie sofort nach ihrer Machtübernahme.

Patenkind mit Bilder-Schatz
Eines ihrer Patenkinder war Hermann Lohrisch. Dieser arbeitete als Holzkünstler und Restaurator. Er lebte ab 1958 in Kleinmachnow.
„Er erzählte mir, dass er 135 Zeichnungen von Margarete Junge hat. Diese wollte er gerne einem Museum vermachen“, gibt Marion Welsch Einblick. „Unsere Bedingung war, dass die Bilder vorher ausgestellt werden.“ Schließlich kam es dazu, in der Kunsthochschule Dresden auf der berühmten „Brühlschen Terrasse“. Die Zeichnungen wurden vom „Archiv der Hochschule für Bildende Künste Dresden“ übernommen.
Durch die Bemühungen um die Sicherung der Zeichenblätter war Marion Welsch so vom Thema gefesselt, dass sie auf Anregung des Kleinmachnower Journalisten Jürgen Vietig beschloss, Margarete Junge in einem Buch ein Denkmal zu setzen. Das erstellte die gelernte Lehrerin und langjährige Lerntherapeutin im Verbund mit dem Journalisten. „Dieser hatte von seiner Großmutter Möbel von Margarete Junge geerbt“, nennt sie dessen persönlichen Bezug. Im 2016 erschienenen Buch sind noch Artikel von weiteren Autoren zum Thema enthalten.

Hinterm Stacheldrahtzaun
Marion Welsch wohnt seit 1997 in Kleinmachnow. Sie hatte 1991 die Liebe ins vom Umbruch geprägte Berlin gebracht. Ehemann Hubertus Welsch ist Rechtsanwalt. Er bekam eine interessante Anstellung in einer Berliner Kanzlei. So kam es zum Umzug von Hamburg hierher. Sie ist aber keine gebürtige Hanseatin. Stattdessen liegen ihre Wurzeln im kleinen hessischen Örtchen Schenklengsfeld. Es war damals nur wenige Kilometer von der Stacheldrahtgrenze der DDR entfernt. In Berlin wurde es der Familie mit zwei Kindern im Alter von zwei und vier Jahren bald zu eng. Gleich nach dem Umzug in die neue Heimat Kleinmachnow hat sich weiterer Nachwuchs eingestellt.

Überraschung in Israel
Offenbar hat Marion Welsch eine große Anziehungskraft auf Menschen. So erinnert sie sich sehr an einen Israel-Aufenthalt.
„Im Negev sprach uns auf der Straße ein Ehepaar an. Es stellte sich heraus, dass die Familie der Frau aus Schenklengsfeld stammte. Ihre Urgroßeltern mussten 1936 ihren Handel für Eisenwaren weit unter Wert verkaufen, um den Nazis zu entkommen. Diese Schicksale berührten mich sehr. Zurück in Deutschland begann ich, nachzurecherchieren. Ich fand heraus, dass ein Angestellter den Betrieb übernommen hatte und nach dem Krieg Wertausgleich bezahlen musste“, fasst Marion Welsch zusammen. „In Haifa bei der Familie liegen Briefe, die das erzählen.“

Für Preis nominiert
Daraus entstand das Buch „Eine Waschmaschine in Haifa“. Es wurde von Professor Andreas Nachama für den „Obermayer Award“ vorgeschlagen, der jährlich verliehen wird. Nun ist die Kleinmachnowerin gespannt, ob sich die Jury für sie entscheidet.
Mit den Schrecken der Nazizeit hatte sie sich bereits vorher anhand der eigenen Familie beschäftigt. Sie begann sich gleich nach der Wende für die frühere Tuchfabrik, die ihr Großvater bei Guben betrieben hatte, zu interessieren. Dabei ging sie dem Gerücht nach, ihr Opa wäre ein feuriger Nazi gewesen. „Er suchte aber nur einen Mittelweg zwischen den Ansprüchen des totalitären Regimes und der Rettung der Fabrik. Diese Familiengeschichte ist symptomatisch für damals. Ich trug sie lange mit mir herum, bis ich zum Entschluss kam, sie in einem Buch öffentlich zu machen. Es erschien erst 2005“, blickt sie zurück.

Fleißige Schreiberin
Wie man sieht, ist Marion Welsch eine überaus fleißige Schreiberin. So gab sie zusammen mit Rainer Ehrt „Die Wahrheit singen“ heraus.
Das Werk beschäftigt sich damit, wie das Ehepaar Karsten Seibt und Katharina Seibt in der Gemeinde die „Wiedervereinigung“ in der Kirchenmusik aktiv begleitete. Das Buch liefert eine einzigartige Chronik mit Jahresrückblicken, etlichen Bildern von Aufführungen, Holzschnitten und Radierungen.
Bei „Willkommen im Club“ wirkte sie als Herausgeberin. „Autorin war Ariane Knackmuss, die damals noch studierte.“ Zudem sind in diversen anderen Büchern Beiträge der Kleinmachnowerin zu finden.
Wie es genau weitergeht, behält sie noch für sich. Aber so viel ist für sie klar: „Ich interessiere mich zunehmend für Geschichten über Frauen.“
Da hat sie in Kleinmachnow ja eine ganze Menge Potenzial, selbst, wenn nicht alles bis nach Dresden oder gar nach Israel reicht!

Erstellt: 2022